Das Projekt

Das Projekt

Die COVID-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, die europäischen Lebensmittelsysteme in einem globalen Kontext zu überdenken; sie hat deutlich gemacht, dass die globale Lebensmittellieferkette – die hoch konzentriert ist und auf einer Just-in-time-Lieferbasis funktioniert – bei Krisen zum Schwanken neigt. Der Klimawandel und der daraus resultierende Anpassungsdruck sind eine weitere zentrale Herausforderung für die Landwirtschaft. Unser derzeitiges Lebensmittelsystem leidet auch unter dem übermäßigen Einsatz von Chemikalien in der Lebensmittelproduktion, Monokulturen und den negativen Umweltauswirkungen der intensiven Tierhaltung an Land und auf See, die zu Bodendegradation und negativen Auswirkungen auf Wasser und Biodiversität führen. Der “Green Deal”, insbesondere die Strategien “Farm to Fork” (F2F) und “Biologische Vielfalt”, die Klimaschutzmaßnahmen, das angestrebte “Null Verschmutzung” Konzept und die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sind politische Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Es besteht ein dringender Bedarf an einer grundlegenden Veränderung des Lebensmittelsystems, um die Landwirtschaft in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht nachhaltiger zu gestalten.

VISIONARY zielt darauf ab, die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu verbessern, indem umweltfreundlichere, wirtschaftlich tragfähigere und soziokulturell angemessenere Methoden in der Lebensmittelproduktion gefördert und die Hindernisse für ihre Einführung beseitigt werden.

Ziele des Projekts

Charakterisieren

Charakterisierung und Zuweisung der relativen Bedeutung eines Reihe von Verhaltensfaktoren (einschließlich proximaler und distaler Faktoren), die die Entscheidungen der Landwirt:innen über die Umstellung auf nachhaltigere Bewirtschaftungssysteme, den Verbleib in diesen Systemen oder die Aufgabe dieser Systeme beeinflussen, sowie Festlegung, wie diese Faktoren, die als Triebkräfte (Hebel) zur Überwindung von Hindernissen (Lock-ins) wirken, gestaltet und genutzt werden können (WP 2-5);

Untersuchen

Über einen “fork-to-farm”-Ansatz soll untersucht werden, wie die Präferenzen verschiedener Verbraucher:innentypen zu einer Nachfrage nach nachhaltigen und klimafreundlichen Lebensmitteln führen und wie dies entlang der Wertschöpfungskette umgesetzt wird, um das Verhalten der Landwirt:innen zu beeinflussen (WP2, WP4);

Verstehen

Verstehen, wie gezielte politische Maßnahmen und Verbände, an denen Landwirt:innen beteiligt sind, ein Umfeld schaffen können, welches die Einführung (sowohl individueller als auch kollektiver) nachhaltigerer landwirtschaftlicher Praktiken ermöglicht und besser in Wertschöpfungsketten eingebunden ist (WP3, WP4, WP5);

Initiieren

Initiierung und Entwicklung von Initiativen für wissenschaftlich-politische Schnittstellen (SPI), an denen relevante Akteur:innen des Lebensmittelsystems auf lokaler, regionaler und nationaler Entscheidungsebene beteiligt sind. Diese neuartigen Plattformen sollen den Wissensaustausch hinsichtlich der Gestaltung und Umsetzung von Instrumenten für die Einführung von umwelt- und klimafreundlicheren landwirtschaftlichen Maßnahmen verbessern (WP6);

Identifizieren

Identifizierung der Politiken, Normen und Gesetze, die der nachhaltigen Lebensmittelproduktion im Wege stehen, sowie der Ermittlung von Akteur:innen, die räumlich, zeitlich, wirtschaftlich und politisch in der Lage sind, diese zu ändern. Dies soll mit Empfehlungen für einen wirksamen Policy-Mix mit besserer politischer Ausrichtung verbunden werden (WP2, WP3, WP5, WP6);

Verbessern

Verbesserung des Verständnisses der Wirkung (und Grenzen) experimenteller und verhaltensorientierter Forschungsmethoden, wenn diese in einen Systemansatz eingebettet sind, sowie Erprobung eines vorausschauenden Ansatzes in Kombination mit Verhaltensökonomie (WP3-WP6).

Arbeitspakete

Arbeitspaket 1 - Engagement, Kommunikation, Verbreitung und Verwertung

Das übergeordnete Ziel des Arbeitspakets 1 ist die Kommunikation, Verbreitung und Nutzung der Projektergebnisse, um sicherzustellen, dass das Projekt und seine Ergebnisse eine möglichst große Reichweite und einen hohen Einfluss auf Wissenschaft, Politik und Praxis haben. Projektaktivitäten werden auf geeignete Zielgruppen zugeschnitten und frühzeitig geplant, um einen strategischen Ansatz zur Unterstützung des Projekts und der Partner zu gewährleisten. Zu den Zielen gehören die Erstellung eines Verbreitungs-, Nutzungs- und Kommunikationsplans, sowie die Einrichtung und Verwaltung einer Projektwebsite, um die Sichtbarkeit, Auffindbarkeit und den Zugang zu Ressourcen zu gewährleisten. Es werden benutzerspezifische Verbreitungsmaterialien erstellt und öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen organisiert. Außerdem werden die Forschungsdaten und -ergebnisse für Open-Science-Formate aufbereitet, um sie nach Abschluss des Projekts zu nutzen. Zu den Aufgaben gehören die Herausgabe eines vierteljährlichen Online-Newsletters, die Organisation von Veranstaltungen, länderübergreifende Besuche von Fallstudien und mindestens zwei Workshops vor Ort sowie die Erstellung von Peer-Review Publikationen. Das Arbeitspaket wird vom FiBL (Sabine Ersing) geleitet und vom Global Nature Fund (Eva Schellenbeck) mitbetreut.

Arbeitspaket 2 - Systematisierung von Hebeln und Lock-ins im Lebensmittelsystem

Arbeitspaket 2 wird den konzeptionellen und analytischen Rahmen für das gesamte Projekt bilden, um die Abstimmung und die Synergien zwischen den einzelnen Arbeitspaketen zu gewährleisten. Der analytische Rahmen, bestehend aus einer literaturbasierten Systematisierung von Hebeln und Hemmnissen für Verhaltensänderungen, wird die Grundlage für die empirische Arbeit der Arbeitsgruppen 3, 4 und 5 bilden. Dieses Arbeitspaket wird auch einen konzeptionellen Rahmen erstellen, der auf der Grundlage der Projektergebnisse erweitert wird. Das Arbeitspaket wird von der Universitat Politècnica de València (Dionisio Ortiz Miranda) geleitet und vom Institute of Agricultural Economics Nonprofit Kft (Gábor Király) mitbetreut.

Arbeitspaket 3 – Experimente im Rahmen der Agrarumweltpolitik

Arbeitspaket 3 zielt darauf ab, die Schlüsselfaktoren zu ermitteln, die das Verhalten der LandwirtInnen hinsichtlich politischer Maßnahmen zur Förderung des Übergangs zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Systemen bestimmen. Wir konzentrieren uns auf die Übergänge zur Klimaneutralität, zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zum guten ökologischen Zustand von Gewässern. Wir analysieren politische Maßnahmen in den Bereichen Ernährung, ländlicher Raum und Agrarumwelt, die die erforderlichen Verhaltensänderungen fördern können. Wir untersuchten, wie verhaltensorientierte Ansätze und insbesondere Experimente dazu beitragen können, die wirksamsten politischen Maßnahmen in verschiedenen sozio-ökologischen Kontexten in der EU zu identifizieren. Das Arbeitspaket wird von der Universität Kopenhagen (Mette Termansen) geleitet und vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Bettina Matzdorf) mitbetreut.

Arbeitspaket 4 – Initiativen von Wertschöpfungsketten und alternative Geschäftsmodelle

WP4 untersucht private Initiativen von Akteuren in Wertschöpfungsketten der Agrar- und Ernährungswirtschaft und zielt darauf ab, erfolgreiche Geschäftsstrategien und -modelle zu identifizieren, die bei der Schaffung von Märkten für nachhaltig produzierte Lebensmittel erfolgreich sind. WP4 wird die Wissenslücke über private Wertschöpfungsketteninitiativen für nachhaltige Lebensmittelsysteme und die Chancen und Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, schließen. Dies geschieht durch die Untersuchung bisher erfolgreicher Initiativen in der Wertschöpfungskette und die Erprobung verbraucherorientierter Anreiz- und Werbemaßnahmen in Supermärkten. Das Arbeitspaket wird von der Copenhagen Business School (Meike Janssen) geleitet und von der Universität Warschau (Mikołaj Czajkowski) mitbetreut.

Arbeitspaket 5 - Hebelpunkte im Agrar- und Ernährungssystem

WP5 verfolgt einen systemischen Ansatz. Wir konzentrieren uns auf zwei Beispiele auf Systemebene (die Umstellung auf den ökologischen Landbau als Umstellung des gesamten landwirtschaftlichen Systems und die Umstellung auf eine verstärkte Produktion von pflanzlichem Eiweiß wie Hülsenfrüchten als Umstellung des Anbausystems). Darüber hinaus führt dieses Arbeitspaket die verschiedenen Stränge der Überprüfung und empirischen Arbeit in den Arbeitspaketen 2-4 und 6 zusammen. Dies wird es uns ermöglichen, Erkenntnisse zu gewinnen, die über eine spezifische Wertschöpfungskette hinausgehen. Wir kombinieren dies mit den Ergebnissen der politischen und regulatorischen Bestandsaufnahme, um sicherzustellen, dass wir Hindernisse und Anreize aus dem politischen Bereich berücksichtigen. Wir untersuchen die Bedingungen, die für das Skalieren von Interventionen und Initiativen mit hohem Potenzial (die in WP3 und 4 untersucht wurden) notwendig sind, um sinnvolle Empfehlungen zu Hebelpunkten geben zu können, die in verschiedenen Wertschöpfungsketten vielversprechend sind. Das Arbeitspaket wird von der University of Aberdeen (Katrin Prager) geleitet und von der University of Copenhagen (Mette Termansen) mitbetreut.

Arbeitspaket 6 - Wissenschaft-Politik-Schnittstellen und Aufbau von Beziehungen

Arbeitspaket 6 ist ein bereichsübergreifender Arbeitsbereich, der parallel zu den Arbeitspaketen 2-5 läuft. Das übergeordnete Ziel ist es, die Mitgestaltung von Politiken und Geschäftsmodellen zu ermöglichen, indem mit den Akteur:innen des Lebensmittelsystems zusammengearbeitet wird, um 1) Informationen darüber zu erhalten, was in der Politik und in der Wertschöpfungskette getestet wird, und 2) die Ergebnisse dieser Experimente im Zusammenhang mit der Gestaltung neuer und innovativer politischer Interventionen und Geschäftsmodelle zu interpretieren. Ein zentraler Bestandteil dieser Arbeit wird ein umfassender Dialog mit Teilnehmern von 16 Science Policy Interfaces (SPIs) sein. Es werden beträchtliche Ressourcen für den Aufbau der Kapazitäten von politischen Interessenvertreter:innen, Akteur:innen der Wertschöpfungskette und Forschenden aufgewendet, damit diese in den SPIs zusammenarbeiten und effektiv zum Co-Design-Prozess beitragen können. Das Arbeitspaket wird von der University of Exeter (Alex Inman) geleitet und von Highclere Consulting (Mark Redman) mitbetreut.

Arbeitspaket 7 - Projektleitung und Koordination

Das Ziel des Arbeitspakets 7 ist die Gesamtkoordination von VISIONARY, einschließlich der wissenschaftlichen, technischen, administrativen und finanziellen Verwaltung. Es befasst sich mit der internen Kommunikation innerhalb des Konsortiums, sowie mit der Europäischen Kommission. Außerdem ist dieses Arbeitspaket für den Aufbau und die Organisation des wissenschaftlichen Austauschs über das Konsortium hinaus verantwortlich. Dies beinhaltet zum einen den Austausch mit den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats des Projekts und zum anderen mit anderen Forschungsprojekten und Initiativen, insbesondere mit den beiden Schwesterprojekten von VISIONARY: ENFASYS und BEATLES. Das Arbeitspaket wird von der Universitat Politècnica de València (Dionisio Ortiz Miranda) geleitet und von der University of Aberdeen (Katrin Prager) unterstützt.

Auswirkungen

Aktivitäten, Ergebnisse und Verbreitungs-/Nutzungs-/Kommunikationsmaßnahmen im Rahmen von VISIONARY, die sich an speziell definierte Zielgruppen richten, wurden bewusst so konzipiert, dass sie effektiv zu den erwarteten Ergebnissen der Aufforderung beitragen:

#1

Verbessertes Verständnis der Herausforderungen und Möglichkeiten für die Entwicklung nachhaltiger, klimaneutraler, biodiversitätsfreundlicher Landwirtschaftssysteme auf der Ebene der Betriebe und der Landschaft

#2

Verbessertes Verständnis der individuellen (Verhaltens-/Entscheidungs-) und systemischen “Barrieren” und “Hebel” der Landwirt:innen, um zu nachhaltigen, klimaneutralen und biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaftssystemen überzugehen und dort zu bleiben

#3

Besseres Verständnis des Verbraucher:innenverhaltens (Entscheidungsfindung) und der Marktsegmentierung im Hinblick auf den Kauf von Lebensmitteln aus nachhaltigen, klimaneutralen und biodiversitätsfreundlichen Anbausystemen

#4

Verbessertes Verständnis des Verhaltens (der Entscheidungsfindung) von Akteur:innen in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten und anderen relevanten Akteur:innen in Lebensmittelsystemen im Hinblick auf die Behinderung/Erleichterung des Übergangs zu nachhaltigen, klimaneutralen und biodiversitätsfreundlichen Produktions- und Verbrauchssystemen

#5

Bessere Gestaltung und Umsetzung einschlägiger politischer Maßnahmen, insbesondere der GAP, der “From Farm to Fork”-Strategien und der Strategien zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, die wirksame Anreize für eine groß angelegte und langfristige Umstellung der Landwirt:innen auf nachhaltige, klimaneutrale und biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftungssysteme bieten

#6

Bessere Beratung für Landwirt:innen, Geschäftsstrategien und Beziehungen, die auf gemeinsamen Interessen zwischen relevanten Akteur:innen der Lebensmittelsysteme und sektorübergreifenden Akteur:innen aufbauen und den Landwirt:innen helfen, nachhaltiger zu produzieren, zur Klimaneutralität beizutragen und den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten

#7

Verbesserte Fähigkeiten von Forschenden in der Verhaltens- und Experimentalforschung sowie im Systemdenken