Science-Policy-Interfaces

Netzwerk von partizipativen Multi-Akteurs-Plattformen

Ein Schlüsselelement der VISIONARY-Methodik ist die Entwicklung eines Netzwerks von partizipativen Multi-Akteurs-Plattformen, die die Forschungsarbeit in jedem Partnerland begleiten und unterstützen werden.

Wir bezeichnen diese Plattformen als Science-Policy-Interfaces (SPIs) bringen relevante Akteur:innen des Lebensmittelsektors (öffentlicher und privater Sektor) auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zusammen, um:

  • die Analyse und Kontextualisierung der untersuchten Agrar- und Ernährungssysteme zu unterstützen;
  • miteinzubeziehen, was in den Experimenten zur Politik und zur Wertschöpfungskette getestet wird, und;
  • die Ergebnisse dieser Experimente für die Gestaltung neuer und innovativer politischer Maßnahmen und Geschäftsmodelle für die Einführung klimaneutralerer und nachhaltigerer Lebensmittelproduktionssysteme zu interpretieren.

Insgesamt gibt es 16 SPIs – zwei in jedem Partnerland. Die Wirksamkeit der SPIs wird durch spezifische Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau für alle Teilnehmenden erhöht, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Erarbeitung praktischer Möglichkeiten für junge Forschende liegt, um zu lernen, wie man effektiv mit der Industrie und den Interessenvertreter:innen der NGOs kommuniziert.

 

Unsere SPI Fallstudien:

Alternative Vertriebsplattformen für lokal erzeugte Lebensmittel

Das Science-Policy-Interface (SPI) in Südwestengland konzentriert sich auf eine Analyse des Food Hub, der von der Community Interest Company (CIC) und Tamar Grow Local (TGL) verwaltet wird. Das Food Hub ist seit fast zehn Jahren in Betrieb und dient als Instrument, um lokale Anbieter:innen im Tamar Valley (Grenze Devon/Cornwall) mit lokalen Verbraucher:innen zu verbinden. Die Plattform umfasst eine Online-Einzelhandelsseite (unter Verwendung der Software Open Food Network), über die Erzeuger:innen ihre Produkte (Fleisch, Gemüse, Obst, Fisch, Säfte) vermarkten, wobei die wöchentlichen Lieferungen zentral von TGL-Mitarbeiter:innen verwaltet werden, die den Lieferant:innen bei Bedarf auch weitergehende geschäftliche Unterstützung bieten. Obwohl sich der Hub als inspirierendes Beispiel für ein Lebensmittelsystem mit kurzer Lieferkette erwiesen hat, hängt sein Erfolg weitgehend von der Selbstlosigkeit der TGL-Mitarbeiter:innen, der Treuhänder und einem Netzwerk von Freiwilligen ab. Das VISIONARY-Team wird mit den Interessenvertreter:innen des Food Hubs zusammenarbeiten, um zu verstehen, was die Hindernisse sind, die einer Expansion des Food Hubs im Wege stehen und ihn auf lange Sicht wirtschaftlich stabil machen. Durch Primär- und Sekundärforschung werden wir versuchen, die aktuellen Hindernisse besser zu verstehen und herauszufinden, welche Veränderungen (in der Regierungspolitik, der Gesetzgebung, den Verbraucher:innengewohnheiten und anderen Bereichen) notwendig sind, um dem Food Hub (und anderen ähnlichen Einrichtungen) zu Wachstum und Erfolg zu verhelfen. Der SPI wird zwei Arten von Personen umfassen: (1) "primäre Akteur:innen" und (2) "sekundäre Akteur:innen". Primäre Akteur:innen sind Personen, die direkt in die operativen Aktivitäten des TGL Hub involviert sind oder sein könnten (z.B. Mitarbeiter:innen, Treuhänder, Produzent:innen, Kund:innen, operative Partner:innen). Sekundäre Akteur:innen sind diejenigen, die politische/regulatorische/finanzielle Rahmenbedingungen setzen, die einen Einfluss auf die TGL-Hub-Aktivitäten haben oder die eine Rolle bei der Unterstützung/Nutzung der TGL-Hub-Aktivitäten in der Zukunft spielen könnten (z.B. lokale Behörden, Akademiker:innen/Technologieanbieter, Finanzierungsagenturen, Unternehmensförderungsorganisationen, lokale Wirtschaftspartnerschaften (LEPs), Open Food Network usw.). Diese sekundären Akteur:innen existieren auf lokaler Ebene (z.B. Cornwall/Devon), aber sie sind auch auf regionaler und nationaler Ebene angesiedelt.

Das „Local Gastronomic Points“-Programm (LGPs)

Der SPI für die Fallstudie der Local Gastronomic Points (LGPs) in Rumänien konzentriert sich auf die Bewertung der langfristigen Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells der LGPs. Die kleinbäuerlichen Betriebe in Rumänien (genauer gesagt die landwirtschaftlichen Haushalte) bewirtschaften etwa 45 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Sie spielen eine sehr wichtige Rolle für die lokale und regionale Ernährungssicherheit, aber nur relativ wenige sind Teil moderner Lebensmittelwertschöpfungsketten. Das "Local Gastronomic Points"-Programm ist ein Geschäftsmodell, das auf der Aufwertung von Produkten aus landwirtschaftlichen Haushalten durch die Einrichtung von kleinen, familienähnlichen öffentlichen Lebensmittelbetrieben basiert. Daher wollen wir die Hauptmerkmale des Geschäftsmodells ermitteln, seine sozioökonomischen Auswirkungen auf das Wohlergehen der Kleinerzeuger:innen, die spezifischen Bedingungen, die für die Ausweitung des Systems in verschiedenen Regionen erforderlich sind, sowie das Profil der Verbraucher:innen und die Wahrnehmung des Geschäftsmodells. Wir setzen uns mit verschiedenen Interessengruppen auseinander: mit den Initiator:innen des Programms, den Behörden, die die Umsetzung des Programms koordinieren und überwachen (Nationale Behörde für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit, Nationale Agentur für das Berggebiet), den privaten Verbänden, die an dem Programm beteiligt sind (Gastro Local Association), den Lokalen Gastronomiepunkten und den Kund:innen der LGPs.

Nachhaltige Milcherzeugung in Molkereigenossenschaften

Das spanische Science-Policy-Interface (SPI) wird sich mit der Frage befassen, wie die genossenschaftliche Milcherzeugung nachhaltig gestaltet werden kann. Einer der wichtigsten Aspekte, an denen in diesem Zusammenhang gearbeitet wird, ist die Verringerung des CO2-Fußabdrucks der Milchproduktion. Da der spanische Milchsektor jedoch als eine schwache Gruppe gilt, die zu niedrigen Preisen mit einem Produkt konkurriert, das ein globaler Rohstoff ist, ist es unerlässlich, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit der Milchproduktion eingehend zu analysieren. Ziel ist es daher, Wissen über relevante Aspekte in diesem Zusammenhang zu vermitteln, die beispielsweise vom Futtermittelmanagement bis hin zu CO2-Kompensationsmechanismen reichen, und zwar sowohl im Hinblick auf die soziale Wahrnehmung als auch auf den ökologischen Ansatz und die notwendigen wirtschaftlichen Unterstützungsmechanismen. Dies soll durch einen bereichsübergreifenden Dialog mit Milcherzeuger:innen, Molkereigenossenschaften, Milchmarktakteure:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und Vertreter:innen aus Wissenschaft und Forschung geschehen.

SolBun-Kooperative

Das SPI für die SolBun-Kooperative (Fair Soil Coop) in Rumänien konzentriert sich auf die Identifizierung der Kernmerkmale einer wirtschaftlich nachhaltigen Kleinerzeuger:innengenossenschaft. In Rumänien gibt es 3,6 Millionen kleinbäuerliche Betriebe (oder genauer gesagt, landwirtschaftliche Haushalte), die etwa 45Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschaften. Der Zusammenschluss von Kleinerzeuger:innen in Genossenschaften ist entscheidend für den Zugang zum Markt und die Erreichung der Verbraucher:innen. Sie spielen eine sehr wichtige Rolle für die lokale und regionale Ernährungssicherheit (sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten), aber nur relativ wenige sind Teil moderner Wertschöpfungsketten. Und dass, obwohl die rumänischen Verbraucher:innen eine anhaltende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen lokalen (einschließlich vieler traditioneller/handwerklicher) Produkte haben. Daher wollen wir herausfinden, welche Voraussetzungen für den Beitritt zu einer Genossenschaft erfüllt sein müssen, welche wirtschaftlichen und sozialen Vorteile die Genossenschaften ihren Mitgliedern bieten, wie die Verbraucher:innen diese Art von Geschäftsmodell im Vergleich zu anderen wahrnehmen und wie Genossenschaften von Kleinerzeuger:innen zu tragfähigen Geschäftsmodellen werden können. Wir werden uns mit einer Vielzahl von Interessengruppen auseinandersetzen: mit den Mitgliedern der SolBun-Genossenschaft, den Behörden, die die Lieferketten auf lokaler Ebene koordinieren und überwachen (lokale Gemeinde, Nationale Behörde für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaftsdirektion), den Verbraucher:innen der Genossenschaft und Freiwilligenorganisationen, die landwirtschaftliche Genossenschaften auf nationaler Ebene fördern und unterstützen.